Es gibt viele Arten, sich sexuell erregen zu lassen und eine heisse Session mit dem Partner zu erleben. Für viele Gays zählen die Fläschchen mit Poppers dabei inzwischen zur „Standardausrüstung“. Egal, ob in den eigenen vier Wänden, in Clubs oder bei Partys, Poppers gehören immer öfter zu den „mobilen Scharfmachern“ im Schlafzimmer oder beim Wochenendausflug in die Gay-Szene.
Was sind Poppers?
Als Poppers werden flüchtige Nitrite bezeichnet, die in der Gay-Community sehr oft als Inhalationsmittel verwendet werden. Sie bewirken eine kurzfristige Entspannung der Muskeln, eine Erweiterung der Blutgefässe und ein Gefühl der Euphorie. Ursprünglich nutzte die Medizin sie als Medikament gegen Angina pectoris, schon seit längerer Zeit spielen sie aber in der LGBTQIA+-Community, insbesondere unter schwulen Männern, eine wichtige Rolle.
Weil es neben der Analpenetration viele verschiedene Spielarten beim schwulen Sex gibt, haben die Hersteller von Poppers unterschiedliche Arten von Poppers entwickelt, die sich für verschiedenste sexuelle Erlebnisse eignen. Da beispielsweise die Bereiche BDSM und Fisten in der Community stark vertreten sind, wurden spezielle Poppers mit Stärkegrad 6 und verschiedenen Inhaltsstoffen auf den Markt gebracht. Sie entfalten eine sehr intensive und lange Wirkung, wodurch unter anderem das Fisten erleichtert wird.
Historische Bedeutung von Poppers in der Gay-Community
Schon seit den 1970er-Jahren sind Poppers fester Bestandteil der queeren Subkultur. Besonders in der Club- und Partyszene haben sie sich einen wichtigen Platz als Mittel zur Intensivierung des sexuellen Erlebens und als Hilfsmittel für entspannten Analsex erkämpft. In einer Zeit, in der schwule Sexualität noch als absolutes Tabu galt, spielten Poppers eine wichtige Rolle im Kampf um Gleichberechtigung und sexuelle Befreiung.
Die Wirkung von Poppers ist nicht nur eine rein “chemische”, sondern auch eine kulturelle. Denn der Anblick der braunen Fläschchen ruft zahlreiche kulturelle Assoziationen hervor. Noch heute geht es bei den Themen Sexualität zwischen Männern und queerer Identität um das Erleben eines Gefühls, das viele Gays noch immer nicht geniessen können, nämlich sich in vollkommener Freiheit gut zu fühlen. Hier wird Poppers zu einer Brücke, die die Gipfel der persönlichen Erkundung und den Gipfel gemeinschaftlicher Feier miteinander verbindet. Die braunen Fläschchen sind noch immer ein Symbol für die mit viel Mut und wortlos vollzogene Auflehnung gegen die nach wie vor herrschenden gesellschaftlichen Normen.
Design für ein ganzes Zeitalter: Rush-Poppers
Wenn man dich fragen würde, mit welchem Poppers du in der Gay-Community zuerst in Berührung gekommen bist, würde deine Antwort vermutlich Rush lauten, oder? Diese Marke ist für die meisten Leute so etwas wie der Türöffner zum weiten Feld der Poppers. Die rot-gelben Flaschen mit dem markanten Blitz haben sich dank ihres genialen Designs zu einem kulturellen Artefakt entwickelt, das jeder sofort erkennt. Die Flaschen mit Rush-Poppers sind nicht nur einfach ästhetisch. Sie rufen auch Emotionen hervor, die genau auf den Zweck abgestimmt sind. Man(n) will sich inmitten aller gesellschaftlichen Zwänge alleine oder mit anderen gemeinsam gut fühlen, rebellieren, experimentieren und heissen Sex geniessen.
Rush und auch alle anderen Poppers passen bequem in deine Hosentasche oder auf deinen Nachttisch. Was es aussagt, macht es zu einem Produkt, das sich persönlich und auch gemeinsam anfühlt. Poppers sind ein kleines geiles Geheimnis, das du an Freunde oder Fremde im Schein eines Clubs weitergeben kannst. Sie sind unaufdringlich und ikonisch zugleich. Diese Zweiseitigkeit hat es Rush ermöglicht, zu einer festen Grösse in der queeren Kultur und darüber hinaus zu werden.
Vom Produkt zum Statement: Poppers überwindet Grenzen
Nicht nur Künstler wie Troye Sivan haben dafür gesorgt, dass Poppers ihren Einfluss über die Schlafzimmer und Tanzflächen der Gay-Community hinaus ausgedehnt haben. In den 1990er-Jahren kamen Poppers durch die Rave-Szene zu neuem Glanz. Wieder war Rush, die wohl bekannteste Marke, dafür verantwortlich. Irgendwann fand sich das Poppers-Design von Rush auf T-Shirts und Accessoires wieder, fand so Zugang zur Fashion-Branche und wurde seither als ironisch-glamouröses Statement getragen.
Hier waren vor allem Dragqueens wegweisend, indem sie sich die Marke zu eigen gemacht, sie in tragbare Kunst gewandelt und so Humor mit Rebellion verbunden haben. Dadurch wurde Rush zu einem Sinnbild für Trotz und unerschrockene Selbstdarstellung. Auch in der Filmbranche hielten die rot-gelben Poppers-Flaschen dank John Waters und „A Dirty Shame“ Einzug. Durch den spielerischen Umgang mit Poppers gelingt es Waters, Rush-Fans zu motivieren, die Geschichte und den kulturellen Einfluss von Poppers zu ergründen, über den Inhalt der Flasche hinaus.
Dieses Phänomen nennt sich Crossover und dass Rush als Produkt der Sprung in die Popkultur gelang, unterstreicht seine Stellung als Ikone. Dieses Poppers ist wie kaum ein anderes zu einem Synonym für Befreiung, Nachleben und vor allem freien Sex geworden. Insofern sind die Rush-Poppers und auch alle anderen Marken ein kraftvolles Symbol für queere Identität und Freiheit.
Warum werden Poppers verwendet?
Tatsächlich sind Poppers nach Alkohol die wohl am häufigsten konsumierte Substanz in der schwulen Szene. Die Hauptgründe für den Gebrauch von Poppers in der Gay-Community sind vielfältig. Es geht dabei vor allem um:
- Sexuelle Entspannung: Poppers entspannen die Schliessmuskeln des Anus und können dadurch den Analverkehr oder die Selbstbefriedigung mit Analtoys erleichtern.
- Steigerung der Sinneswahrnehmung: Poppers erzeugen ein intensiveres Gefühl von Lust und Ekstase.
- Teil der Clubkultur: In vielen schwulen Clubs und auf Gay-Partys gehören sie inzwischen ganz selbstverständlich zum Lifestyle. Sie werden einfach in der Hosentasche mitgeführt oder als stylischer Inhaler mit Lederband als Kette um den Hals getragen.
- Experimentierfreude: Die queere Szene gilt als sehr offen für sexuelle Experimente und Poppers ermöglichen durch die Reduzierung der Angst- und Hemmschwelle neue, bisher unbekannte Erfahrungen.
- Förderung der Gemeinschaft: Der Konsum von Poppers in sozialen oder intimen Situationen kann das Gemeinschaftsgefühl stärken und eine Verbindung zwischen Partnern oder Freundeskreisen schaffen.
Fazit: Poppers ist fester Teil der Gay-Community
Poppers haben eine lange Geschichte in der Gay-Community, die bis in die 1970er-Jahre zurückreicht. Sie sind mehr als ein Produkt, sie sind ein kultureller Schatz. Mit jedem Zug inhalierst du die jahrzehntelange Geschichte queerer Identität, wilden Nachtlebens und befreiter Freude. Rush ist dabei die Marke, die allen und niemandem gehört. Ihre Geschichte ist mit der Geschichte der Befreiung und der Selbstdarstellung verquickt. Sie ist ein Symbol! Poppers sorgen nicht nur dafür, dass du dich gut fühlst; sie erinnern dich daran, dass dein gutes Gefühl ein Erbe ist, das du feiern solltest. Egal, ob du in einem Club tanzt, irgendwo Sex hast oder deine Freunde triffst, mache dir klar, dass Poppers so viel mehr sind als bunte Flaschen. Poppers sind eine Bewegung, ein kulturelles Symbol und die Erinnerung daran, dass du den Rausch des Lebens geniessen sollst und darfst.
Quelle: https://www.vice.com/de/article/vom-herzmedikament-zur-partydroge-eine-kurze-geschichte-von-poppers/